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2015/07/22

Hannover - Heimliche Liebe

Hannover - eine von vielen unterschätzte Stadt. Auch ich konnte ihr jahrelang nichts abgewinnen. Bis ich vom Land in die große Stadt zog. Mehrmals wöchentlich pendelte ich mit dem Rad von Döhren nach Herrenhausen. Kaum war meine Liebe entfacht, zog es mich dann leider beruflich bedingt in den Süden Deutschlands. Umso mehr freue ich mich, wenn ich Besuchern der Stadt Tipps mitgeben darf. Eine Freundin ist nun den Sommer über in der Stadt und das nehme ich zum Anlass meiner heimlichen Liebe Hannover einen Eintrag zu widmen. Die wahre Schönheit Hannovers wurde übrigens auch hier entdeckt. Also ab auf's Rad und Hannover entdecken.

Fährt man mit dem Zug nach Hannover, tritt hinaus zum Bahnhofsvorplatz und dreht vielleicht noch eine Runde durch die Shoppingmeile, so wird man Hannover nichts besonderes abgewinnen können. Eine Stadt wie jede andere. Ohne wirkliche Highlights. Es braucht Zeit, um die wahre Schönheit zu entdecken. Meine Liebe gehört Linden, aber auch in Döhren und Herrenhausen habe ich sehr gern gewohnt oder bin ein wenig durch die Nordstadt und über die Lister Meile geschlendert.

Ein perfektes Wochenende in Hannover hätte definitiv erstmal mehr als 48 Stunden. Vielleicht würde ich Donnerstag schon nach Linden anreisen, um pünktlich zum monatlichen Poetry Slam in der Faust (auf dem urigen Gelände einer ehemaligen Bettfedernfabrik) zu sein - wenn nicht gerade Sommerpause ist oder der Slam ein Gastspiel in der Staatsoper gibt. Vorher würde ich auf der Limmerstraße einen Kaffee in der Lieblingsbar trinken und mich unbedingt mit vietnamesischer Street Food stärken. So lecker, so frisch, so günstig. Je nach Jahreszeit würde es abends wohl mit der Bahn zurück gehen, zu Fuß oder mit dem Rad - nicht ohne einen Blick auf die erleuchteten "drei warmen Brüder" (Heizkraftwerk) zu werfen.

Am Freitag vormittag bietet sich für Shoppinglustige die Innenstadt an, eventuell ist es dann noch nicht ganz so voll. Bei der Gelegenheit unbedingt am "singenden Gulli" vorbeitanzen (schräg vor dem Esprit, gegenüber dem Bahnhofsvorplatz). Zum Mittagessen würde ich ins Café Conrad in der Altstadt einkehren, ob man von Mittagskarte oder Kuchenbuffet wählt - falsch macht man sicher nichts. Und danach in der Salzgrotte 45 Minuten entspannen. Hat man am Abend immer noch Hunger, ist das Mezzo hinter dem Hauptbahnhof zu empfehlen. Ich liebe das Linsencurry, aber auch die Flammkuchen sind sehr lecker. Rundherum befinden sich ein paar Bars, die Cocktailtrinker mit Happy Hour locken, zum Beispiel das Extrablatt, Bar Celona oder Heaven.

Am Samstag würde ich (sofern kein Rad zur Verfügung) in die Buslinie 100 steigen. Auch Erlebnislinie genannt, kommt man mit ihr an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei. Samstags gibt es nichts Schöneres als von 10 - 13 Uhr den Lindener Markt zu besuchen: Ein sehr jung gebliebener Wochenmarkt auf dem man sich auf einen Kaffee (Café Mobil) und Käsekuchen (My Love) trifft. Ich liebe es mitten in diesem buntem Treiben zu stehen und anschließend noch etwas durch die Läden Lindens (Bommel me, Pfefferhaus und mehr) zu schlendern. Wer wenig Zeit hat und möglichst viel über Linden erfahren will, der macht einfach eine Lecker Limmern Tour.

Dann geht es wieder in die Linie 100. Ich lege einen Zwischenstopp in der Nordstadt ein - dort gibt es eine nette Kaffeerösterei und für alle Schwangeren oder Trageeltern: das Ladengeschäft für die Kumja Jackenerweiterung. Dann weiter ins Küchenmuseum (WOK - dort kann man übrigens auch verhältnismäßig günstige Kochkurse buchen) oder in die List, um bei sich im Gustimo Nudeln oder Salat individuell zusammenzustellen. Das Konzept erinnert an Vapiano, aber ist viel stressfreier und leckerer (finde ich). Für den Verdauungsspaziergang bietet sich die Lister Meile mit den ebenfalls wieder abwechslungsreichen Geschäften an oder man steigt direkt wieder in die Linie 100, um eine Auszeit am Maschsee oder im Georgengarten / in den Herrenhäuser Gärten zu genießen. Flohmarktliebhaber kommen beim Altstadt-Flohmarkt am Hohen Ufer jeden Samstag von 8 Uhr bis 16 Uhr (im Sommer, im Winter 9 - 15 Uhr) auf ihre Kosten. Ein paar Meter weiter kann man sich die Entwicklung Hannovers anhand von Modellen im Neuen Rathaus anschauen - und anschließend im "schrägen" Aufzug nach oben, um sich mit einer schönen Aussicht zu belohnen.

Mit etwas Glück hat man nun auch noch einen der seltenen Samstagabende erwischt, an denen die Jetlags live im Brauhaus, beim Maschseefest oder auf dem Schützenplatz spielen. Für mich die beste Coverband der Welt - überzeugt euch selbst. Auch genial wäre natürlich, wenn man Karten für das Kleine Fest hat, ein Kleinkunstfestival, das im Juli drei Wochen lang jeden Tag in den Herrenhäuser Gärten stattfindet - an Tickets kommt man nur per Losverfahren oder man versucht sein Glück an der Abendkasse. Fünf Mal im Jahr findet außerdem der Internationale Feuerwerkswettbewerb in Herrenhausen statt. Das Spektakel kann man sich mit Rahmenprogramm in den Königlichen Gärten anschauen, oder man trifft sich zum Beispiel zum Grillen und lässt es von draußen auf sich wirken (einzig auf das Bodenfeuerwerk muss man dann meist verzichten).

Den Sonntag lässt man dann ganz entspannt im Teestübchen in der Altstadt ausklingen. Und wer sich bis dahin noch immer nicht auf's Rad geschwungen hat, dreht jetzt vielleicht mal eine Runde an der Ihme entlang, legt einen Zwischenstopp im Gretchen - dem Biergarten an der Faust - oder gegenüber am Strandleben ein. Oder wie wäre es mit Picknick und Grillen im Georgengarten? Nicht zu vergessen ist auch die Eilenriede, der Stadtwald von Hannover, den ich meist nur gestreift habe, wenn ich mit dem Rad auf's Land gefahren bin. Leider. Von dort ist man übrigens auch schnell am Erlebniszoo. Ein Besuch lohnt sich - hier hat man wirklich das Gefühl die Eisbären in Kanada (Yukon Bay), die Kängurus in Australien, die Elefanten in Indien usw. zu besuchen. Echt schön gemacht und vielleicht auch eine gute Alternative zum Shopping am Freitag.


Ach ja, ich könnte noch stundenlang von Hannover erzählen. Ich versuche mich etwas kurz zu fassen. Einen Überblick über die besonderen Ladengeschäfte in Hannover findet man im Einkaufsführer. Wie wäre es mit einem individuellen Kleidungsstück von liebesbunt oder einer schönen Tasse, die man im Porzellancafé selbstbemalt hat? Die Liste der Möglichkeiten ist lang.

Konzertliebhaber sollten die Programme folgender Veranstaltungsorte durchforsten:
Klein: Chez Heinz, Feinkostlampe, GUT e.V. (wechselnde Orte), Lux, Mephisto (Faust) 
Mittel: Musikzentrum, Faust 60er Jahre Halle, Capitol, Gilde Parkbühne
Groß: Stadion (im Sommer, sonst die Heimat von Hannover 96), TUI Arena

Wer gerne ins Theater, Kabarett oder in die Oper geht:
Apollo Kino (Kabarett, Comedy), Ballhof 1+2, Faust Warenannahme (Improtheater, Poetry Slam), Neues Theater, Schauspielhaus, Staatsoper (etwa 2x im Jahr auch Poetry Slam sowie in der Sommerpause Gastspiele internationaler Musicals), Theater am Aegi (teilweise auch Konzerte)

Kinos hat Hannover auch mehr als genug:
Apollo Kino, Cinemaxx, Hochhaus Lichtspiele, Raschplatz Kinos und im Sommer das Seh-Fest an der Gilde Parkbühne - 2015 fand auch eine Vorstellung am Strandleben statt.

Außerdem finden alljährlich verschiedene Veranstaltung statt:
Fährmannsfest mit Livekonzerten und Poetry Slam - meist am ersten Wochenende im August
Frühlingsfest, Schützenfest und Oktoberfest mit Fahrgeschäften auf dem Schützenplatz
Ideenexpo - alle 2 Jahre, u.a. auch kostenlose Livekonzerte
Internationaler Feuerwerkswettbewerb in Herrenhausen (Mai, Juni, August, September)
Kleines Fest in Herrenhausen (Juli)
Lange Nacht der Theater
Maschseefest mit Livekonzerten, kulinarischen Leckerbissen (Juli/August)
Nacht der Museen
Steintor mit Stoffmarkt Holland, Beachvolleyballturniere, Vegane Festivals etc.
Weihnachtsmarkt - in der Altstadt mit Finnischem und Mittelaltermarkt

Ich freue mich über Ergänzungen, Tipps und eure Lieblingsplätze in Hannover.

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