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2015/03/04

Brüssel und Brügge | 29. - 31. August 2014



Belgien war unser Zwischenstopp auf dem Weg nach Südengland. Brüssel und Brügge standen auf dem Programm. Zwei Städte, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Brüssel mir vor allem wegen seiner kulinarischen Leckerbissen in bester Erinnerung bleibt, war es in Brügge das einzigartige mittelalterliche Stadtbild, das uns beeindruckte.



Brüssel
In Brüssel verbrachten wir nur eine Nacht. Entgegen der Empfehlungen im Reiseführer, fuhren wir direkt mit dem Auto rein, um nicht zu viel Zeit zu verlieren. Trotz Feierabendverkehr klappte das ganz gut und wir fanden ein relatives günstiges Parkhaus in einer Parallelstraße unseres Hotels: 24 Stunden lang parkten wir im Alhambra (Boulevard Emile Jacqmain 14) für nicht mal 15 Euro. Übernachtet haben wir im maxhotel (Boulevard Adolphe Max 107). Einfach, günstig, sauber. Knapp unter 60 Euro pro Nacht im Doppelzimmer inklusive Bad. Das Hotel war verkehrstechnisch gut gelegen, nahe der Metro Rogier, doch wir verzichteten auf die Öffentlichen Verkehrsmittel, hatten wir das Zentrum durch die Einkaufsmeile in maximal fünfzehn Minuten auch zu Fuß schnell erreicht.

Zu allererst gönnten wir uns typisch belgische Pommes von Fritland (Rue Henri Maus 49) - ein Muss, wenn auch nicht die Besten unseres Lebens. Weiter ging es über den Grand Place zum Aksum Coffee House (Spoormakersstraat 60). Das Flair inmitten der Geschäftsleute gefiel uns, der Kaffee war soweit in Ordnung. Nach einem Abstecher über den Mont des Arts, von dem wir eine gute Aussicht über die Stadt genoßen, schlenderten wir etwas planlos umher und landeten schließlich im Warandepark aus dem Musik erklang. Leider waren es nur die letzten Töne vom Soundcheck und so ging es doch erstmal zurück in die Innenstadt. Da sich langsam Hunger breit machte, suchten wir eines der vorgemerkten Lokale - die Straße fanden wir, doch keinen Eingang. Also fragten wir Passanten - die waren sehr hilfsbereit, suchten gemeinsam mit uns, nur um festzustellen: Das Bistro "C'est bon, C'est belge" (Rue du Bon Secours 14) hatte bereits geschlossen. Stattdessen empfahlen sie uns ein Lokal auf der anderen Straßenseite: "Jour de fête" (Boulevard Anspachlaan 181). Dort musste uns der Kellner jedoch auch wegschicken: Geschlossene Gesellschaft.

Was nun? Wir liefen den Weg zurück und kamen erneut an einem Restaurant vorbei, auf das wir schon auf dem Hinweg aufmerksam geworden waren: Kokob (Rue des Grand Carmes 10).
Die Speisekarte draußen klang vielversprechend. Doch als wir drinnen nach einem Platz fragten, mussten wir erneut eine Enttäuschung hinnehmen: Ausgebucht. Dann aber entdeckten wir die Hocker an der Straße - könnten wir nicht auch hier essen? "If it's okay for you, it's okay for me". Das wollten wir hören und erlebten für 30 Euro inklusive Trinkgeld ein Fest für die Sinne. Wir hatten bisher nie äthiopisch gegessen und so erklärte uns der Kellner die Rituale sehr authentisch - die ersten drei Happen müsse man nämlich vom Partner gefüttert werden. Er machte das einmal vor, nicht ohne  vorher meine Erlaubnis zu erfragen, meinen Freund mit der Hand füttern zu dürfen. Ich kann es gar nicht recht beschreiben: Wir nahmen uns immer ein Stück Teigfladen, mit dessen Hilfe wir uns etwas von unseren gewählten Beilagen - Salat, Pilze, Kohl-Karotten-Gemüse - griffen, die ebenfalls auf einem Teigfladen angerichtet waren. Besteck war somit überflüssig. Eine interessante Erfahrung und das vorab gereichte "Amuse Geule" - eine Art Hirse - war auch köstlich.

Abendessen im Kokob, Feierabendbier im Delirium, Sandwich bei Tonton Garby
Gut gesättigt ging es dann noch in die urige, wenn auch riesige, Bierkneipe Delirium. Wählen konnte man aus einem breiten Angebot von Fassbieren. Nach der Verköstigung machten wir uns noch mal auf in den Park. Wieder die letzten Töne einer vielversprechenden Band ehe dann eine Art Gruppe auftrat, die an Kraftwerk erinnerte. Auf Dauer etwas anstrengend, aber nette Atmosphäre bei diesem sommerlichen Festival im Wandelpark - ein schöner Abschluss dieses Tages. Am Samstag hing eine trübe Wolkendecke über uns, leichter Regen. Nach dem Ausschecken machten wir uns trotzdem noch mal auf ins Zentrum, schließlich wollten wir noch frühstücken. Und das war dann wohl neben dem Kokob unser persönlicher Höhepunkt in Brüssel. Am Vortag hatte der etwas unscheinbare Laden schon geschlossen und es war nicht ersichtlich, ob er Samstag wieder auf haben würde. Wir hatten Glück: Tonton Garby (Duquesnoy 6) hieß uns mit offenen Armen willkommen - und damit übertreibe ich nicht. In Belgien seien die Menschen unfreundlich? Nein, diese Erfahrung haben wir ganz und gar nicht gemacht. Tonton merkte, dass wir etwas überfordert von der großen Käsetheke waren, gab uns die Sandwichkarte und ließ uns offen, ob wir bleiben würden oder lieber gehen (auf eine nette Art, er wolle schließlich, dass wir uns wohl fühlen). Wir blieben, bestellten unsere Sandwichs, die sich als sehr üppig, mit Liebe - und Äpfeln - belegte Baguettes herausstellten. Was für ein Genuss. Als mein Freund seinen Kaffee in dem kleinen Laden verschüttete und helfen wollte, das Malheur zu beseitigen, schickte ihn Tonton sofort wieder an seinen Platz - schließlich sei er sein Gast. Zum Abschluss gönnten wir uns noch einen frischgepressten - und doch so günstigen - Orangensaft. So viel Genuß für so wenig Geld.

Eine der zahlreichen Comic-Fassaden, Königspalast, Mello-cake von Elisabeth
Anschließend besuchten wir den Königspalast - wenn der König im Sommerurlaub ist, dürfen ausgewählte Räumlichkeiten kostenlos besucht werden. Diese Chance sollte man sich nicht entgehen lassen. Zum Ende hin gab es dann allerlei Wissenswertes über das Königshaus zu lesen oder auch in Kurzfilmen anzuschauen. Dieser Ausstellungsbereich war schon sehr interessant gestaltet, doch irgendwann waren wir übersättigt von den vielen Informationen. Wir schlenderten noch ein letztes Mal an den mit Comiczeichnungen verzierten Häuserwänden vorbei, machten einen Zwischenstopp in einem der unzähligen Schokoladengeschäften (Elisabeth, Rue au Beurre 43), um dann doch allmählich im strömenden Regen weiterzureisen...

Brügge
An dem Wochenende Ende August war Brügge am Nachmittag von Touristen überfüllt, sodass man in der Kleinstadt schlecht voran kam. Deshalb würde ich es meiden in der Hochsaison hinzufahren. Auch reichen für Brügge eigentlich 24 Stunden - nicht unbedingt mehr und auch nicht weniger, um die Stadt sowohl bei Tag und Nacht zu erleben, einmal rundherum zu schlendern. Tagsüber empfiehlt sich eine Bootstour (ca. 8 Euro pro Person). Diese startet an verschiedenen - nicht zu verfehlenden - Anlegestellen und dauert ca. 45 Minuten - einmal hoch und runter, eine Kleinstadt eben. Ein kleiner Höhepunkt war dabei "Brugges most famous dog", der entspannt den Kopf aus dem Fenster hängend das Treiben beobachtete (Google). Anschließend genießt man im Old Chocolate House (Mariastraat 1) die "Best Hot Chocolate in Town". Insgesamt waren mir die Lokale etwas zu touristisch angehaucht. Etwas aus der Reihe trat der Gingerbread Tearoom (Sint Amandsstraat 29), in dem ich mich nach einem kleinen Flohmarkt-Besuch am Dijver mit Brownie und Tee schon mal auf unsere England-Reise einstimmen konnte, während der Mann beim Fußball weilte. An der Beer Wall (Wollestraat 53) war er dann wieder in seinem Element - über tausend belgische Biere sind dort ausgestellt. Die wohl älteste Kneipe Brügges besuchten wir dann auch noch: Café Vlissinghe (Blekersstraat 2). Am Abend - als alle Touristenbusse abgefahren waren und die Lichter angingen - konnte Brügge endlich seinen ganzen Zauber entfachen und zog uns endgültig in den Bann.

Bootstour, Brügge bei Nacht, Über den Dächern
Sehr zu empfehlen ist übrigens auch unsere Unterkunft: B&B Walleke (Carmersstraat 41). Modernes Bad mit Dusche, einfaches Zimmer ohne Fernseher, Toilette auf dem Gang. Und doch haben wir uns so wohl gefühlt. Jeden Morgen wurde liebevoll der Frühstückstisch gedeckt - zu der von uns gewünschten Zeit - und über die Dachterasse hatten wir einen schönen Blick über die Häuser von Brügge. Die Gastfrau war zudem immer für einen kleinen Small Talk zu haben, gab uns gleich am ersten Tag viele Tipps für unseren Stadtrundgang, inklusive eines kleinen Stadtplans und einer vierseitigen deutschsprachigen Beschreibung der wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Dass sie deutsch sprach, machte die Kommunikation sehr unkompliziert. Inklusive Frühstück waren wir bei 80 Euro pro Nacht im Doppelzimmer - und das war es allemal wert. Leider schafften wir es nicht mehr zu den Windmühlen, aber so haben wir noch ein Ziel für den nächsten Besuch. Achso, mit dem Parken hatten wir am Wochenende Glück: Samstag konnten wir ab 20 Uhr bis Montag 9 Uhr kostenlos in der Straße am B&B parken. Bei Unklarheiten zeigt sich die Gastfrau aber auch hier sehr hilfsbereit.

Flohmarkt am Dijver und Brownie im Gingerbread Tearoom

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