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2015/02/10

Tour of tours - Faust e.V. Hannover (01.02.2015)

Üblicherweise geht man zu einem Konzert, weil man die Musik des Künstlers liebt, im Idealfall kann man sogar jedes Lied mitsingen. Auf die Tour of tours hatte ich mich kaum vorbereitet, kannte lediglich ein paar Lieder von Tim Neuhaus, den ich schon zweimal als Support von Kettcar erlebt hatte. Doch wer die Beschreibung dieses Konzertereignisses liest, versteht vielleicht meine Neugier, die mich überzeugte hinzugehen: "Warst du schon mal auf einem Konzert und es passierte etwas magisches? [...] Jeder begeisterte Konzertbesucher kennt das. [...] Es ist der Grund aus dem Menschen zu Konzerten gehen und es ist der Grund aus dem Menschen Konzerte geben."

Diese Beschreibung schürt große Erwartungen - und man mag es kaum glauben, aber diese wurden sogar noch übertroffen. Vom ersten Moment an zogen die neun Musiker - Jonas David war leider erkrankt - das Publikum in den Bann. In einem spannungsgeladenen Intro wurden Konzept und Künstler vorgestellt, während sie nacheinander die Bühne betraten: je zwei Musiker von Honig, Ian Fisher & The Present, Tim Neuhaus & the Cabinet, Town of Saints. Kurz darauf begannen die Musiker mit ihrem gemeinsamen "Song of songs" einen fulminanten Auftakt - ein Wort, das ich sonst nie benutze, aber an dieser Stelle wie kein anderes passt. So viel Energie auf der Bühne. So viele Instrumente. So viel Harmonie! Und Gänsehaut, die den ganzen Abend lang anhalten sollte.

Es folgten Lieder der einzelnen Bands, die mal solo oder mit den anderen Musikern dargeboten wurden. Von allem war was dabei. Rock, Indie, Folk, Country. Auch ein paar ruhige Lieder durften nicht fehlen. Hier überraschte das Hannoveraner Publikum. Selbst Tim Neuhaus war ganz entzückt ("Danke, ihr seid ein sehr aufmerksames Publikum."). Kein Rascheln, kein Getuschel, alle lauschten aufmerksam der Musik. Herrlich war auch der alte Countrysong "Nothing", den Ian letzte Woche geschrieben hat. Die Stimmung war ausgelassen, die gute Laune aller Musiker deutlich spürbar. Nie war die Vorstellung aller Bandmitglieder unterhaltsamer als in Begleitung dieses witzigen, ohrwurmverdächtigen Countrysongs: "From nothing to dust and from dust to stone...".

Als die Basedrum kaputt ging und kurz darauf auch die Violine zeigten die Musiker mit ihrem "F*** the basedrum" Freestyle wie spontan sie sind. Überhaupt hatte man das Gefühl, einen einzigartigen Abend zu erleben. Dafür sorgten auch ein paar Zwischenrufe, zum Beispiel von Harmen Ridderbos (Town of Saints): "Nobody has to work tomorrow." (Das Konzert fand am Sonntag statt.) Oder der Rückblick auf die letzten Erfahrungen mit Hannover: "Das letzte Mal waren 30 Leute bei Honig. Town of Saints wurde abgesagt, weil niemand kommen wollte." Immer wieder wurde auch das Publikum zum Mitmachen aufgefordert. Sei es nur zum "lalalala" oder zu anspruchsvolleren Refrains wie bei dem Miner's Song: "Please come back here one day..." Sehr gern - immer wieder!

Besonders stach für mich übrigens das Violinenspiel der niedlichen rothaarigen Finnin Heta Salkolahti (Town of Saints) heraus. Am Ende sang sie mit dem "Finnish song" ein wundervolles Solo inmitten der 60er-Jahre-Halle. Denn für die letzten drei Stücke mischten sich die Musiker unter das Publikum, welches einen Kreis um sie bildete. Absolute Stille. Nur die Musik - akustisch. Tim Neuhaus machte mit "As life found you" weiter, bei dem die ganze 60er-Jahre Halle unaufgefordert den Refrain mitsang. Zum Abschluss dann auch noch mal der bereits vom Konzertbeginn bekannte "Song of Songs", den das vom Glück beseelte Publikum mit taktvollen Klatschen begleitete. 

"Von Anfang bis Ende gute Musik und jeder Beteiligte gibt alles." Das unterschreib ich. Es war so schön zu sehen, wie viel Spaß die Musiker dabei hatten gemeinsam auf der Bühne zu stehen - wie eine große Familie, richtig gute Freunde - die für einander da sind und gemeinsam eine Einheit bilden. Ein absolut gelungenes Musikprojekt und ich bin glücklich, dabei gewesen zu sein.

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