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2022/09/29

Husten - Clubbühne E-Werk Erlangen (29.09.2022)

"Wir wissen es sehr zu schätzen, dass ihr heute Abend gekommen seid. Das ist nicht selbstverständlich in den heutigen Zeiten." 

Punkt. Aus. Ende. Dies könnte mein kürzester Konzertbericht sein. Leben meine Zeilen doch so oft von den Ansagen der Künstler:innen. Gisbert ist damit eher zurückhaltend. Dennoch: In der oben zitierten Aussage steckt so viel. Und darüber müssen wir reden. 

Doch kurz zurück zum Konzert. Vor ziemlich genau einem Monat wurde ich mit den Konzerttickets überrascht. Uff. Clubbühne. Mitten in der Pandemie. Ich war unsicher, ob ich mich dazu wirklich schon bereit fühlte. 

Gleichzeitig war ich neugierig auf das Musikprojekt Husten hinter dem Gisbert zu Knyphausen, Tobias Friedrich und Moses Schneider stecken. Hier und da hatte ich ein paar Songs gehört, doch nicht so intensiv als dass meine Ambitionen, allein auf das Konzert zu gehen, groß genug gewesen wären. 

Manchmal muss man mich wohl zu meinem Glück zwingen. Denn das was ich erlebte war mehr als eine Bestätigung dafür, dass es sich immer lohnt, wenn Gisbert zu Knyphausen die Bühne betritt. Noch dazu mit großartigen Bandmitgliedern, die man doch irgendwie schon alle mal gesehen hat, z. B. Schlagzeuger Ben Lauber zuletzt im Sommer 2021 mit Olli Schulz. 

Sechs Musiker, denen man wieder mal ansieht, wie viel Bock sie haben endlich wieder vor Publikum spielen zu dürfen - auch wenn es grad mal um die 50 Menschen sind. Es machte so viel Spaß, Gisbert auf der Bühne lachen und tanzen zu sehen. Irgendwie so ganz anders als ich ihn vor ein paar Jahren wahrnahm. 

Meine Begleitung fasste die Musik und damit das Konzert ziemlich treffend zusammen: "Sie sind abwechslungsreich und kreieren Sound." So wechselten sich Lieder, in denen vor allem Gisberts unverwechselbare Stimme in den Vordergrund trat mit solchen, in denen das außergewöhnliche Zusammenspiel der Instrumente herausstach. 

Und so soll dieser Konzertbericht eine kleine Liebeserklärung an die Livemusik sein. Weil Gisbert zusammen mit seiner Band Husten und allen weiteren Mitwirkenden auf der Bühne etwas schafft, was wir so lange vermisst haben, und was kein Streamingdienst der Welt in dieser Intensität vermitteln kann. 

In den letzten Wochen haben verschiedene Kunstschaffende darauf aufmerksam gemacht, wie schwer es ist die Veranstaltungen zuverlässig planen zu können. So musste Husten drei Termine ersatzlos streichen. Auch das Konzert von Cäthe findet im November nicht in Nürnberg statt. Ihr Statement: 

"Es war nicht abzusehen, wie lang uns die Pandemie noch begleiten wird. Doch sie ist präsenter denn je. Wir verkaufen nur wenige Tickets für den Herbst und Winter.

Es geht vielen hinter den Kulissen wirtschaftlich gesehen ausgesprochen mies. Dazu schwindet auch mehr und mehr das Selbstwertgefühl. Weil es schon was macht mit uns, wenn auf einmal keiner mehr auf die Konzerte kommt.

Wir können nicht mehr so tun, als wäre die momentane Lage eine Ausnahmesituation, durch die wir mit Liebe und Geduld schon durch schlittern werden. Die Ausnahmesituation ist Realität geworden. Und zwar eine traurige, die vielen Musikfans da draußen vielleicht nicht wirklich in diesem Ausmaß bewusst ist."

Deshalb lautet die klare Bitte des E-Werks:

"Kommt auf Konzerte! Kommt wieder zurück, seid neugierig auf junge, neue Künstler:innen, lasst Euch diese einmaligen Live-Momente von Musik nicht entgehen... Lasst uns über die Konzerte sprechen, die wir erlebt haben und über die, die kommen." 

Und Sarah Lesch spricht mir wie so oft besonders aus der Seele, weil sie diesen Zwiespalt zwischen Vorsicht und Zuversicht beschreibt:

"Ich habe viel gehadert, geschoben, gebibbert, Zahlen gedreht und Nachrichten verfolgt und gehofft und am Ende dem Wahnsinn getrotzt und auf all die Zahlen gepfiffen und beschlossen, dass es wichtiger und schöner denn je ist, wenn wir uns alle diesen Herbst und Winter ganz in echt sehen können. Musik teilen, abtauchen, lachen, leicht sein und uns warm halten von innen. [...] Auch, wenn es absurd scheint aber es ist vielleicht genau das Richtige für genau diese Zeit: Lasst uns das Leben und die Liebe feiern!"

Oder um es mit den Worten von Husten abzuschließen:

"Ja, du hast so viel Lust und ich hab nur Schiss. 
Du sagst: Ab ins Ungewiss.
Doch was soll ich nur tun, ich weiß ja nicht, wo das ist. [...] 
Hey, das Schöne dran ist, man weiß ja nicht, wo das ist."

Und jetzt alle: 

"Ist doch immer so. Ist doch immer so. Ist doch immer immer immer so." 

Punkt. Aus. Ende. 

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