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2016/08/17

Phela - Hannemann Nürnberg (16.08.2016)

Wieder war es Phela, die in mir den Wunsch nach einem "freien Abend" hervorrief. Nachdem ich sie im Februar bereits zusammen mit Tex im Rahmen eines TV Noir Konzerts im MUZclub erlebt hatte, kündigte sie für Nürnberg nun einen Secret Gig an. "Ein Wohnzimmerkonzert?" fragte ich Anfang Juli auf ihrer offiziellen Facebookseite und wie man denn an Tickets kommen könnte. Dass ich am selben Tag noch eine Nachricht mit dem genauen Ort im Postfach hatte, realisierte ich erst zwei Wochen später. Weitere vier Wochen dauerte es bis ich realisierte, dass es Phela selbst war, die mir da mit bürgerlichem Namen schrieb und geduldig alle Fragen beantwortete. Authenzität galore.

Der "freie Abend" wäre eigentlich gar nicht nötig gewesen. Das Hannemanns ist ein gemütliches Wohnzimmer, die Bühne direkt am offenen Fenster, sodass ich selbst mit unruhigem Kleinkind auch von draußen - unter den bunten Lampions - hätte lauschen können, während der kleine Mann in der verkehrsberuhigten Johannesgasse getobt, getanzt oder auch einfach nur geschlafen hätte. Aber gut, dem großen Mann war an diesem Abend nicht nach Konzert, also durfte ich es mit drei guten Freunden genießen, meine Aufmerksamkeit ganz der Musik widmen und darin versinken.

Ja, versinken trifft es gut. Phelas Musik ist besonders. Während ich mich ins Sofa fallen ließ, konnte ich ihrer Musik diesmal intensiver lauschen als im ausverkauften MUZclub. "Depressiver als ich dachte", beschrieb einer meiner Begleiter ihre Musik nach dem gestrigen Konzert. Die unterschiedliche Wahrnehmung ist interessant, und ja, als ich im MUZclub war ohne mich vorher mit ihrer Musik beschäftigt zu haben, fielen mir die traurigen Texte auch mehr auf. Trotzdem - oder gerade deshalb - gefiel sie mir. Im Hannemann empfand ich sie sogar als überragend! Ihre Stimme klingt sehr reif, und ich kann nicht glauben, dass sie erst vor 2 Jahren anfing zu singen.

Dann sind da die vielen Instrumente, die ich gar nicht alle benennen kann - Geige, Klavier, Cello, Tambourine, diverse andere kleine Rasseln - die wunderbar miteinander harmonierten. Manchmal reichte nur ein rhythmisches Klatschen aller Bandmitglieder, um noch mal für das gewisse Etwas zu sorgen. Mein geheimer Favourit bleibt wohl das 'Outro' von "Zurück nach Damals". Hach. Wieder waren es vor allem auch die Lieder, die leider nicht auf dem Album sind, die mich begeisterten. Sei es das erste Lied, das sie je geschrieben hat ("Zwischen uns"), oder "Eine und viele", welches ihren Weg von der Geigerin zur Sängerin beschreibt, oder das ganz frisch-ironische "Paralleluniversum".

Für Phela war es sozusagen ein Heimspiel, einige hundert Kilometer entfernt aufgewachsen, Mutter und Bruder leben in Nürnberg. Es sei für sie "wie vor Freunden zu spielen". Und so blieb sie authentisch, flüsterte zwischen den Liedern mit ihrer Band und gab zu "Wir sind die Flüsterband". Noch vor der Zugabe, bezeichnete sie das Publikum als "krass lieb", korrigierte schnell auf "nett und aufmerksam". "Ich hätte nicht gedacht, dass es sowas in Nürnberg gibt", ergänzte die Wahl-Berlinerin und ich hatte nicht das Gefühl, dass ihr das jemand im Publikum übel nahm. Vielleicht weil sie jederzeit so ehrlich echt rüberkam - niemand ist phelafrei, nicht wahr?!

Die letzte Zugabe war ein Cover. Leider nicht "Alles Gute" von Faber sondern "1, 2, 3, 4" von Wanda, die es mir bisher gar nicht angetan haben. Doch aus Phelas Mund mochte ich diesen Wiener Dialekt und so ziemlich jeder im Publikum kam ihrer Aufforderung nach: "Macht ihr bitte alle mit, dann ist es noch schöner." Sehr gern, Phela, denn: 1, 2, 3, 4 - es ist so schön bei dir!

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