HTML/JavaScript

2014/03/16

Chapeau Claque - Alter Gasometer Zwickau (15.03.2014)

Chapeau Claque. Ich weiß nicht, wann ich das erste Mal von ihnen hörte. Vor sieben Jahren? Seit dem hatte ich den Wunsch, sie einmal live zu sehen. Da die Tourdaten weder räumlich noch zeitlich mit meinem Kalender vereinbar waren, blieb mir dieser Wunsch bisher verwehrt. Nun aber: Ein Konzert an einem Samstag in der Heimatstadt meines Freundes. Das musste doch zu realisieren sein. Noch dazu im alten Gasometer – ein Konzertort, der mich ebenfalls schon lange reizte.

Der Gasometer begeisterte mich sofort. Nicht nur wegen der humanen Preise: Garderobe fünfzig Cent, Heineken für zwei-fünfzig. Wo gibt es sowas denn heutzutage noch? Und vor allem bei welchem Konzert werden Bier und Cola noch im Glas serviert? Das hat definitiv Stil. Macht aber wenig Sinn, wie ich feststellte, als ich noch vor Konzertbeginn ein zweites „Klirr“ vernahm. Nun gut: Scherben bringen Glück, nicht wahr?

Die Größe des Raumes war perfekt – auch von hinten hatte man noch einen guten Blick, zumindest wenn man über die entsprechende Körpergröße verfügt oder einen Platz auf den gemütlichen Sofas ergatterte. Beides traf leider nicht auf mich zu, weshalb ich mich anfangs rechts vor der Bühne platzierte. Sowohl links und rechts der Bühne hing ein Plakat mit der Botschaft: „Leben und Liebe müssen am Laufen gehalten werden.“ Schön klingt das. Das Publikum war sehr gemischt – vom zehnjährigen Mädchen, das von ihrem Vater begleitet wurde über Pärchen bis zu vielen, vielen Freundinnen. Die meisten wohl in meinem Alter oder um die dreißig. Das wichtigste an dieser eigentlich nebensächlichen Information: Keine nervigen (betrunkenen) Teenies.

Maxim Pritula aus Odessa (Ukraine) eröffnete den Abend. „Ich sehe schon, der Abend gehört mir“ war seine Reaktion auf den Applaus nach den Liedern. Ein Applaus, den er meiner Meinung nach mehr aus Anstand bekam. Wie sagte eine Zuschauerin: „Es hülfd ja alles nischd. Tun ma wenigsd'ns a bissl glatschen.“ Herrlich. Eine dreiviertel Stunde spielte er. Es war wirklich sehr zäh und man spürte wie sich das Publikum danach sehnte, dass er endlich das letzte Lied ankündigte. Vielleicht hätte er mir in einer ukrainischen Kneipe mehr zugesagt. Vielleicht war es aber auch einfach nicht so meins. Beeindruckt hat mich aber wie gut er deutsch sprach, denn auch wenn er in seiner Muttersprache sang, kündigte er jedes Lied auf deutsch an und erklärte kurz, worüber es handelt.

Was ich wohl nie verstehen werde: Warum es eine Umbaupause gibt, wenn der Support nur eine Akustikgitarre bei sich hat. Aber gut, nach zwanzig Minuten betraten zunächst die Herren von Chapeau Claque die Bühne. Es klatschten vielleicht zehn Leute und das sehr verhalten. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass ich in Zwickau bin, hätte ich mich in Erlangen gewähnt. Allerdings nur der Vorurteile wegen, die Olli Schulz schürte, die sich im E-Werk bisher jedoch nie bestätigt haben. Überhaupt hatte ich das Gefühl, dass während des Konzerts viele Gespräche nicht eingestellt wurden und das finde ich einfach nur unhöflich gegenüber der Band.

Ich selbst muss gestehen: Der Funke sprang nicht so recht rüber. Ich hatte mir mehr oder was anderes erwartet? Vielleicht lag es auch daran, dass mir die Luft rechts vor der Bühne etwas zu Kopfe stieg. Weiter hinten platziert, aber immer noch mit gutem Blick auf die Bühne, kam dann endlich ein Lied von dem ersten Album: Reykjavik. Und ja, endlich sprang er über. Der Funke. Von da an, genoss ich es sehr. Allerdings war dann nach vier weiteren Liedern auch endgültig Schluss. Ich gebe zu, ich habe immer zu viel Erwartungen. Bei vier Alben erwarte ich mindestens zwei Stunden Spielzeit. Ich musste mich mit eineinhalb zufrieden geben. So richtig intensiv hatte ich bisher nur das erste Album gehört und da fehlten mir einfach ein paar wunderbare Lieder wie „In deinem Garten“ oder „Milchschaum der Musik“.

Nichtsdestotrotz: Das Finale entzückte mich. Genau bei diesen Liedern fehlte dieses theatralische, diese anmutenden Tanzeinlagen. Keine Frage, das macht sie wunderbar. Die Bewegungen sind stimmig und wer würde nicht gern so tanzen können. Aber vielleicht hatte mich das irritiert? Zum Schluss wirkte es viel freier. Ein bisschen auf der Bühne rumspringen, Spaß haben. Und als ich dann so richtig überzeugt war, kam das schöne, aber alles beendende Lied mit der passenden Strophe: „Wenn es am Schönsten ist, sagt man, soll man gehen.“ 

„Hab ein Lied auf den Lippen, eine Melodie im Ohr, 
meine Füße sie wippen, geben mir den Takt vor. 
So etwas gab es selten zuvor. So einen schönen Moment.“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen