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2020/07/19

Familiär: Phela - Schmelzwerk Berlin (19.01.2020)

Im vergangenen Sommer besuchte ich die ein oder andere Konzertveranstaltung mit einem oder beiden Kindern. Die Musik blieb dabei eher nebensächlich und so wurde ich hellhörig als ich auf die Konzertreihe Familiär aufmerksam wurde, die die Künstlerin Phela mit ihrer Freundin Charlotte ins Leben gerufen hatte. Dabei wollten sie Familien die Möglichkeit geben, einen gemeinsamen Konzertnachmittag zu erleben.

Kaum waren die ersten Termine in Hamburg und Berlin verkündet, begann es in meinem Kopf zu rattern. Kurze Zeit später war ich mittendrin in der Planung: Bahnfahrkarte. Hotelübernachtung. Konzertticket. Check! Voller Vorfreude fieberte ich dem Konzert am 19. Januar 2020 entgegen. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn pünktlich zum Wochenende stellte mich meine glühend heiße Tochter vor die Frage, ob ich wirklich fahren sollte. Doch ich nahm sie an: die Herausforderung allein mit zahnendem (fieberfreien) Kleinkind und vierjährigem Wirbelwind von Fürth nach Berlin zu reisen.

Tatsächlich erreichten wir pünktlich unseren Zug, in dem die Zeit viel zu schnell verging - auch dank der Kinderbetreuung, die in der letzten Stunde vor unserem Ausstieg für Abwechslung sorgte. Und dann stand ich da: ein Kind vor dem Bauch, eines an der Hand auf dem Berliner Hauptbahnhof. Eine S-Bahn und eine U-Bahn Fahrt später waren wir bereits am Mehringdamm. 

Die Zeit bis zum Einlass wollte ich gern noch mit einem leckeren Mittagessen überbrücken und stellte mich optimistisch an die lange Schlange von Mustafas Gemüse Kebap an. Nachdem wir 20 Minuten später immer noch nicht viel weiter gekommen waren, brachen wir die Aktion ab und entschieden uns für Bratwurst & Pommes bei Curry 36 nebenan: Ohne Anstehen und super lecker. 

Weiter ging es zu den Sarotti Höfen. Dort sollte das Konzert im Schmelzwerk stattfinden - ein Kreideschild hieß uns willkommen: "Schön, dass du da bist!". Eine Minute vor offiziellem Einlass kamen wir an und hatten so genug Zeit uns erstmal zu orientieren. Von der ersten Sekunde an war ich beeindruckt von der Liebe zum Detail, die es überall zu bewundern gab. Für die verbleibenden 1,5 Stunden vor Konzertbeginn war für alle Altersstufen was geboten:

Neben Kinderschminken gab es einen Stand für nachhaltiges Basteln von Rasseln aus Kronkorken oder aus alten Verpackungen, die - mit Linsen, Bohnen und Reis gefüllt - einen wunderbaren Klang ergaben. Eine Krabbelecke mit Produkten von TOMY lud die Kleinsten ein und direkt daneben gab es Gesellschaftsspiele für Groß und Klein. Neben der Bar stellten "Freche Freunde" Rosinen und Popcorn zur Verfügung und sorgten damit für das kulinarische Highlight meiner Kinder. Immer wieder holte mein Sohn Nachschub und meine Tochter schien sich mit den Rosinen zumindest hin und wieder trösten zu können. So wirklich zufrieden wirkte sie jedoch nicht, bis... 

... Charlotte auf die Bühne trat, um Phela und ihr Streicherquartett auf die Bühne zu bitten. Von dem Moment an als die Musik erklang war meine Tochter seelig. Es war als ließe sie die Musik ihren Schmerz vergessen. Da wusste ich, dass es richtig war, all diese Strapazen auf mich zu nehmen. Dass ich es nicht nur für mich tat sondern es auch für meine Kinder ein wirklich besonderer Nachmittag war. Das ist es, was diese Konzertreihe ausmacht: es ist nicht einfach ein Konzert, auf dass du deine Kinder mitnehmen "darfst". Es ist ein Nachmittag für die ganze Familie. Phela spielte ihre Lieder, die wir Eltern lieben, und traf auch die Kinder damit mitten ins Herz. Mein Sohn sang noch zwei Monate später immer wieder: "Heute Nacht ist dieses Lied mein Zuhause, mein Zuhause." 

Phela und Charlotte planen weitere Konzerte und haben nachgefragt, was sie verbessern können. Ganz ehrlich: Mir fällt nichts ein, was man besser machen könnte. Dieser Nachmittag in Berlin war so rundum gelungen und durchdacht. Ich fühlte mich so wohl und konnte das Konzert genießen ohne mich zu sorgen, ob meine Kinder weg rennen oder gelangweilt sind. Im Gegenteil: Sie waren ebenso gebannt und lauschten interessiert der Musik, die den Raum erfüllte. Zudem bot der Veranstaltungsort einen überschaubaren Radius, in dem sich die Kinder bewegen konnten. Und obwohl es ausverkauft war, wirkte es zu keiner Zeit überfüllt. Die Akustik wusste ebenfalls zu beeindrucken, sodass Streicher und Stimme wunderbar zur Geltung kamen. 

Gleichzeitig war nie absolute Stille im Raum, die Geräuschkulisse war geprägt von Gemurmel und Rascheln, Kinderlachen und Babyweinen. Das hat für mich das Konzerterlebnis in keinster Weise beeinträchtigt, sondern machte es erst so wunderbar. Es fühlte sich wie eine unausgesprochene Vereinbarung im Publikum an: Kinder durften Kinder sein und niemand brauchte ein "Pssst... Leise sein" fürchten. So war es für alle - groß und klein - ein gelungener Nachmittag. 

Während des Konzerts ging Phela immer wieder auf die Kinder ein, animierte sie dazu die selbst gebastelten Rasseln erklingen zu lassen, ging mit ihnen auf Augenhöhe, lud sie zum Mitsingen ein. Und das auf eine Art, die alles andere als peinlich war, sondern... Ja, nahezu FAMILIÄR. Nachdem sie eine bunte Mischung aus ihrem Repertoire darbot, verabschiedeten sich Phela und ihre Streicher mit einem Kinderlied von der Bühne: "Hey Pippi Langstrumpf" spielend, hüpften sie durch das Publikum und beendeten das Konzert damit nach gut einer Stunde Hörgenuss. Für diesen besonderen Rahmen war dies meiner Meinung nach die perfekte Dauer.

Wir verweilten noch etwas im Schmelzwerk, wo mein Sohn fröhlich mit anderen Kindern durch den nun leeren Konzertsaal rannte. Mir bot sich sogar kurz die Gelegenheit mit Phela zu sprechen und sie um ein gemeinsames Foto zu bitten - was mir sonst wirklich viel Überwindung kostet, in diesem spürbar familiären Rahmen jedoch viel leichter fiel. Selbst mit Cindy von Cindy u. Kay Fotografie kam ich kurz ins Gespräch und später sprach mich ihre Tochter an, weil sie ihren Vater suchte. Zum Abschied durfte sich alle Eltern noch einen praktischen Beutel der Firma "Lässig" - gefüllt mit kleinen Überraschungen - mitnehmen. So viel Liebe zum Detail, die das Herz hüpfen ließ!

Die Übernachtung im Calma Berlin Mitte würde ich für so eine Aktion immer wieder wählen. Lage und Zimmergröße (XS) waren perfekt auf unsere Bedürfnisse abgestimmt. Am nächsten Morgen wagte ich noch ein Frühstück in der Oslo Kaffeebar - es begeisterte mich, das morgendliche Treiben in der Hauptstadt zu erleben - und ließ meine Kinder auf dem gegenüberliegenden Spielplatz austoben. Wir erreichten pünktlich unseren Zug nach Nürnberg, wo unser kleines Abenteuer nach etwas mehr als 24 Stunden wieder endete. Definitiv: Wiederholenswert!

Familiär Konzert mit Phela im Schmelzwerk Berlin am 19. Januar 2020
 

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