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2014/02/27

TV Noir mit Cäthe - Rio Kino Nürnberg (27.02.2014)

Es ist Ende Februar. Mein erstes Konzert in 2014. Nicht weiter schlimm, wenn es nicht so viele andere Gelegenheiten gegeben hätte. Käptn Peng, Dear Reader, Eliza and the bear, Samuel Harfst, We invented Paris - ich hätte sie alle erleben können. Aber entweder ich erfuhr erst hinterher von dem Konzert oder ich war einfach zu müde, zu unmotiviert allein zu gehen, zu sehr im Prüfungsstress oder zu spät dran. Ein TV Noir Konzert aber wollte ich schon immer erleben. Und so sicherte ich mir ein Ticket ohne 100 % von den Künstlern überzeugt zu sein. Ich war einfach neugierig. Ein Konzert in einem Kinosaal. Eben einfach mal was anderes.

Hätte ich das Ticket nicht gehabt, wäre der Abend wohl wieder ohne Konzertgenuss geendet. Der Kopf ist einfach nicht frei für Musik, dachte ich auf dem Weg. Doch als ich dann im Kinosaal in der zweiten Reihe saß - ein Vorteil, wenn man allein ist: man bekommt auch noch kurz vor Beginn vorne einen Platz - kam die Erkenntnis zurück: Musik macht wenigstens ein wenig den Kopf frei.

Und wenn man dann noch einer Nachwuchskünstlerin, die neben einem sitzt, eine Freude macht ("Jetzt werde ich schon auf der Straße erkannt."), indem man sie mit der Frage, wann und wo das Album von Oh lonesome me erhältlich ist, fast sprachlos macht, ist der Abend sowieso schon gerettet. Überhaupt erstaunlich, dass ich den Mund aufbekommen habe.

Das Konzert begann pünktlich mit Jonathan Kluth. Vorab hatte ich beim Hören Vergleiche zu Joshua Radin und Mumford & Sons gezogen. Vor Ort fragte ich mich, wie ich darauf kam, denn so richtig warm wurde ich mit ihm nicht - trotz diesem Lacher: "Neulich ist ein Optimist in einer halbvollen Badewanne ertrunken." Die Musik war schon gut, aber... Es tut mir leid, aber wenn ich ihn ansah, glaubte ich es gäbe noch einen dritten Ofarim-Bruder. Also schloss ich lieber die Augen.

Anders war es bei Cäthe. Wie oft habe ich zuhause reingehört, wusste aber nie so recht, was ich von ihr - dieser rauchigen Stimme - halten soll. So richtig kann ich immer noch nicht fassen, was ich empfinde, wenn ich ihre Musik höre, aber: Ich bin begeistert von dieser Künstlerin. Ihre Bewegungen wirkten manchmal ein wenig wie Zuckungen, aber egal! Was diese Frau für eine Energie versprüht. Ja, Jonathan wirbelte auch kräftig mit seinen Haaren, aber da wirkte es so künstlich. Cäthe aber glaubte ich jedes Wort, so echt und ehrlich. Dieser Frau nimmt man sowas von ab, dass sie das, was sie tut, gerne tut - dasselbe gilt für ihre Band: Sie haben Bock auf der Bühne zu stehen und Musik zu machen. Und wenn sie redet, könnte ich ihr stundenlang zuhören.

Während ich mich zwischendurch wieder erinnerte, warum ich die letzten Konzerte hatte sausen lassen - nach einem Arbeitstag ist die Konzentration eben im Keller - war ich am Ende so froh, dabei gewesen zu sein. Die Zugabe überzeugte noch einmal mehr von beiden Künstlern. Alle standen zusammen auf der "Korridor"-Bühne und spielten gemeinsam jeweils einen Song des anderen. Da war die Leidenschaft und die Freude noch einmal doppelt zu spüren.

Übrigens spielte jeder immer drei Lieder, dann wurde gewechselt. Mit Zugabe war es damit ein Abend mit insgesamt 26 Liedern und damit zweieinhalb Stunden Hörvergnügen. Während der Wartezeiten lauschten die jeweiligen Bands einander aufmerksam. Das hat mich beeindruckt. Dieser Respekt, die Achtung vor der Musik des anderen - obwohl man nun schon den neunten Abend miteinander verbringt. Eben einfach was besonderes. Ein guter Start ins Konzertjahr 2014.

"Wenn ich jetzt einschlafe, weiß ich, ich bin da, wo ich hingehöre."

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