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2013/03/02

Patrick Richardt - LUX Hannover (01.03.2013)

Das erste Konzert im neuen Jahr. Wie ich mich wochenlang darauf freute. Das Debütalbum mit Begeisterung rauf und runter hörte. Doch einen Tag vorher wurde mein Freund krank. Dabei hatte ich mich so gefreut, mit ihm dieses Konzert zu erleben. Wollte ich wirklich ohne ihn gehen? Wem würde die Musik sonst gefallen? Wer hätte so spontan Zeit? Vielleicht sollte ich auch einfach versuchen beide Karten zu verkaufen und ihn gesund pflegen?
 
Ich hörte das Album erneut, spürte wieder diese Vorfreude und war einfach neugierig: Wie wird die Musik live wirken? Wie wird mir das LUX gefallen? "Ein bisschen Gisbert, ein bisschen Rio. Und ganz viel Patrick." Überraschenderweise überzeugte das unseren gemeinsamen Freund und ich hatte eine würdige und beste Konzertbegleitung gefunden. Wobei er zugab, dass ihm eine andere Kombination noch ein wenig lieber gewesen wäre: "Ein bisschen Katie, ein bisschen Caroline".

Alles kann sich drehen. Bleib noch nicht stehen. 
Reiß die Mauern ein. Jetzt oder Nie. 

Wir trafen uns halb acht vor dem Capitol. Sollte die Vorband vor dem Beginn spielen, war mir das relativ egal: Max van Milland aus Südtirol, der in seinem Dialekt singt. Nö, darauf konnte ich auch verzichten. Und so radelte ich leicht übermüdet und gemütlich durch die Gärten. Entweder war ich wirklich gut eingepackt oder es ist was dran: Es wird Frühling! Es war so wunderschön mild - perfekt, um in dieser fahrradfreundlichen Stadt durch die Nacht zu radeln.

Die Bahn war pünktlich. Ich war pünktlich. Das ging schon mal gut los. Als wir das LUX betraten, war ich sofort hin und weg. Ein kleiner Club, gemütliche Sofas. Nicht zu vergleichen mit der urigen Feinkostlampe. An die Akustik im GUT e.V. beim Caroline Keating Konzert kommt auch keiner ran. Aber ich habe mich sofort wohl gefühlt.

Kurz nach halb neun bewegte sich dann ein Typ aus dem Publikum auf die Bühne. Der vermeintliche Südtiroler. Überraschenderweise klang der aber eher englisch. Nach dem ersten Lied kam die Erklärung: Max von Milland war leider verhindert und so sprang Monty - der sich später als Gitarrist aus Patricks Band entpuppte - spontan ein. Im besten Hochdeutsch erklärte er: "Ich bin aus NRW und nicht aus Südtirol. Ich singe englisch und nicht deutsch." Am besten gefiel mir wohl das Lied, welches er erst vor kurzem - nach einer längeren Schaffenskrise - geschrieben hatte. Und der Coversong - American Boy von Estelle - erinnerte mich irgendwie an Jack Johnson. Überhaupt hätte Monty auch gut aus Hawaii kommen können.

Als dann Patrick auf die Bühne kam, war mein erster Gedanke: "Schnösel". Nicht so negativ gemeint, wie es klingt. Schließlich weiß ich seine Musik sehr zu schätzen und habe nicht im Sinn ihn zu beleidigen. Aber das Sakko, der Schal als Accessoires... eigentlich irrelevant, hatte er beides doch nach zwei Liedern schon von sich geworfen. ("Irgendwie habe ich die falschen Klamotten an.") Und allein mit seiner herzlichen Begrüßung - bevor überhaupt ein Ton von seiner Gitarre erklungen war - sammelte er eh schon Sympathiepunkte.

Das erste Lied kannte ich noch nicht. Das machte Hoffnung auf eine bunte Mischung aus bekannten und unbekannten Songs. Tatsächlich spielte er in der Zugabe noch ein Lied, das erst nach dem Album entstanden war. Gefiel mir gut. Am meisten hatte ich mich auf Morgenlichter gefreut. Das war auch super. Besonders hat mich aber Planet umgehauen. Da war der Zusammenhalt und das gute Zusammenspiel innerhalb der Band so intensiv zu spüren. Und das letzte Lied - Lalala Land - war einfach wunderbar zum Schunkeln.

Insgesamt ein wundervolles Konzert, was sowohl an der Musik, an der Begleitung und an dem neu entdeckten LUX lag. Die Gedanken gingen zwar immer wieder zu dem zu Hause leidenden Mann, trotzdem bereute ich nicht ihn allein gelassen zu haben - sonst hätte ich ihm ja gar nicht davon berichten können. Meine Begleitung fand es insgesamt sogar besser als das Gisbert zu Knyphausen Konzert vor drei Jahren. Dies kann ich nicht bestätigen, weil ich die Texte und die Musik von Gisbert einfach noch viel intensiver spüre.

Kein Tag beginnt ohne Morgenlichter.
Kein Tag beginnt ohne müde Gesichter.

Als wir das LUX verließen, stellte ich mit Schrecken fest, dass ich meine Fahrradlichter vergessen hatte abzunehmen. Gleich darauf war ich begeistert, von diesen wunderbaren Menschen in Linden, die meine Schuseligkeit nicht ausgenutzt hatten. Dafür wurde mein Fahrradkorb zum Mülleimer umfunktioniert. Nun ja... Nachdem ich meine Begleitung verabschiedet hatte, besorgte ich noch eben die fehlenden Einkäufe für das Samstags-Frühstück im Rewe nebenan. Sehr praktisch direkt neben einem Club einen Supermarkt zu haben, der bis Mitternacht geöffnet hat. Linden eben.