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2012/12/16

Olli Schulz - Faust e.V. Hannover (15.12.2012)

Ein Freund berichtete mir zuvor von dem Konzert in Bielefeld: Trotz Sitzplätzen das bisher beste Konzert, welches er von Olli erlebt hatte. Für mich war es nun das sechste Konzert seit 2008. Hannover, Halle, Leipzig - für Olli war kein Weg zu weit. Ob dieses Konzert in der Faust e.V. nun alle anderen toppen könnte, bezweifelte ich. In der Nacht nach dem Konzert dachte ich: "In der Drushba* war es von den Geschichten das Beste - weil wir die meisten noch nicht kannten."

Das macht das gestrige Konzert aber keinesfalls schlechter. Im Gegenteil. Es mag vielleicht daran liegen, dass man nie genug von Olli's Geschichten bekommen kann - egal, wie oft er sie schon erzählt hat. Und es liegt daran, dass jedes Olli Schulz Konzert für sich etwas ganz Besonderes ist - sei es wegen ihm, dem Publikum, dem Veranstaltungsort oder allen drei Aspekten zusammen.

Gleich zu Beginn stellte Olli klar, dass an diesem Abend neoparadise keine Rolle spielt. Klar, heute kennen ihn viele von der Sendung mit Joko und Klaas. Ich frage mich, was diese sich von dem Abend erhofft hatten. Einen Whiskey trinkenden Schulzkowski? Es mag sein, dass er ihre Erwartungen enttäuschte - ein unterhaltsamer Abend war es aber allemal. Und von ein paar Zwischenrufen abgesehen, war das Hannoveraner Publikum in bester Stimmung - was sich auch auf Olli übertrug. So verschwand er nicht wie vor vier Jahren verärgert (und gesundheitlich angeschlagen) von der Bühne sondern nahm es mit Humor und beglückte mit Wonderwall in der Menschenmenge.

Aber es waren nicht die (zum Teil nicht ganz ernst gemeinten) Cover, die überzeugten. Mich begeisterten vor allem die Songs der früheren Alben. Unten mit dem King, Dann schlägt dein Herz und - ich weiß nicht, ob ich es jemals live gehört hatte - Wenn die Musik nicht so laut wär. In den letzten Jahren oft solo unterwegs, musste man auf Songs wie diesen meist verzichten. Diesmal war er aber in Begleitung seines Trommelaffen Ben Lauber. Olli sollte aufpassen, wenn er ihn öfter auf Tour mitnimmt, denn er könnte ihm die Show stehlen. Genial wie emotional er bei der Sache war. Großartig! Ein perfekt eingespieltes Duo, welches man hoffentlich öfter zusammen erleben darf.

Gleichzeitig vermisste man den ein oder anderen Song. Merry Christmas hätte zu gut zur Adventszeit gepasst. Doch weniger ist manchmal mehr. Welch' Erleichterung als er sich gegen die Wünsche des Publikums wehrte und Der Rumäne verweigerte. Verwundert war ich beim letzten Song: Wenn die Sonne wieder scheint. Dazu legte Olli die Gitarre ab, es wurde Musik eingespielt. Akustisch mit Gitarre wäre zwar schön gewesen, aber irgendwie hatte es tatsächlich was, wie er im Sakko über die Bühne flanierte. Der deutsche Entertainer von morgen! Bleibt zu hoffen, dass er sich seine Authenzität wahrt, sich selbst treu bleibt und weiterhin so herzlich über sich selbst lachen kann. Wie menschlich er doch immer wieder ist.

Mein persönlicher Höhepunkt des gestrigen Abends - ganz von der Musik abgesehen: Ich musste das Handy nicht einmal rausholen, um einen zu Hause gebliebenen Freund bei einem Lieblingslied anzurufen und am Konzert teilhaben zu lassen. Das Abschlusskonzert des Jahres durfte ich gemeinsam mit meinen Lieblingsmenschen erleben und so bleibt dieser Moment auf keinem Mikrochip gespeichert sondern wird in unseren Herzen festgehalten.

Anschließend 90er Jahre Party mit lustigem Liederraten und der Frage, ob es jemals eine 2010er Party geben wird. So wirklich konnte sich das niemand vorstellen. Keine Frage, es wird noch immer großartige Musik gemacht - aber wenn dieses Jahrzehnt von Rihanna, Lady Gaga und David Guetta charakterisiert wird, bleiben wir lieber bei Whigfield, Haddaway und den Spice Girls.

Die Leute denken, wir sind betrunken - dabei sind wir bloß Freunde.
Haben unser Lied gefunden - das singen wir noch heute.

* Das war 2010 in Halle. Für meinen Freund war es das erste Olli Schulz Konzert. Ich musste ihn zu seinem Glück zwingen. Er verspürte eine Abneigung gegen Olli ohne sich je (intensiv) mit seiner Musik auseinandergesetzt zu haben. All seine Bedenken wurden von Olli besiegt. Es war einer der unterhaltsamsten Abende und seit dem begleitet er mich widerstandslos mit Begeisterung zu den Konzerten.